Montag, 20. April 2015

Der Einsatz von Taxanen bei Brustkrebs (Mammakarzinom) und Bauspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)



Ich bin gerade zurückgekehrt aus München, wo ich nicht nur meine beiden wunderbaren Münchner Freundinnen getroffen, sondern auch eine Fortbildung besucht habe zum Thema „Taxane und ihre Nebenwirkungen“. Darüber möchte ich euch gerne das Wichtigste berichten. Der Fokus bei den Nebenwirkungen lag auf den sogenannten Neuropathien, das heißt den Schädigungen desjenigen Teils des Nervensystems, das außerhalb von Gehirn und Rückenmark liegt, gemeint sind hier vor allem die Nerven an Händen und Füßen.

Taxane waren ursprünglich ein echtes Naturprodukt, sie wurden aus der Rinde der Pazifischen Eibe isoliert. Sie sind Teil der wertvollen Naturmedizin und gleichzeitig ein guter Beweis dafür, dass „Naturheilmittel“ nicht immer gleichzusetzen sind mit „unschädlich“ oder „mild“. 
Denn:Taxane sind ein starkes und wirkungsvolles Zellgift, das uns Mutter Natur zur Verfügung stellt. Sie hemmen das Zellwachstum und damit auch das Tumorwachstum. Sie greifen ein in die sich teilende Zelle und verhindern dabei durch die Hemmung des Abbaus des Spindelapparates, der Mikrotubuli, die den Hauptteil der Zellteilungsspindel ausmachen, die Zellteilung. Sie führen zum Absterben aller teilungsaktiver Zellen, u.a. auch Tumorzellen.

1969 wurde die wirksame Substanz erstmals isoliert und als Paclitaxel bezeichnet. Die Ausbeute an Paclitaxel aus der Rinde der Eibe war nur gering. Die pazifische Eibe gehört zu den am langsamsten wachsenden Bäumen und das Paclitaxel war nur aus der Rinde zu isolieren. Alle anderen Pflanzenteile enthielten kein Paclitaxel.
Glücklicherweise wurde man aber bei der Europäischen Eibe fündig. Ende der 90er Jahre gelang es, teilsynthetisch Paclitaxel aus deren Nadeln herzustellen, sowie später das Docetaxel, ein Abkömmling des Paclitaxel.

Das neueste Mitglied der Taxane-Familie, das EU-weit erstmals 2008 für bestimmte Krankheitskonstellationen beim Brustkrebs zugelassen wurde, ist das nab-Paclitaxel „nanoparticle albumin bound paclitaxel“ (Handelsname Abraxane, Fa. Celgene). Es ist die erste zugelassene tumorgerichtete Chemotherapie , die auf der sogenannten nab-Technologie basiert. Paclitaxel liegt hier an winzig kleinen Albumin-Nanopartikel einer mittleren Größe von ungefähr 130 Nanometer gebunden vor. Das Paclitaxel nutzt hier die natürlichen Trägereigenschaften des Eiweißes Albumin für eine schnelle und zielgerichtete Bekämpfung des Tumorgebietes.

In meinem nächsten Beitrag berichte ich zunächst weiter über das neuartige nab-Paclitaxel (Handelsname Abraxane), bevor ich dann zu den Nebenwirkungen der Taxane komme. Wenn ihr nichts verpassen wollt, abonniert doch meinen Blog. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Samstag, 11. April 2015

Aktueller Fall: Nestschutz bei Windpocken (Varizellen)



Es sind nur noch wenige Tage bis zum Entbindungstermin. Das zweite Kind wird kommen.
Was passiert, wenn das Geschwisterkind plötzlich die Windpocken bekommt ?
Windpocken werden vom Varizella-Zoster-Virus hervorgerufen.
Ganz wichtig ist es, zu wissen, ob die Mutter die Windpocken in der Vergangenheit bereits durchgemacht hat. Wenn ja, wird sie sich nicht mehr anstecken und ihre Antikörper, die sie seitdem lebenslang in sich trägt, an das Neugeborene weitergegeben haben. Dieser sogenannte "Nestschutz" hält bis ca. drei Monate nach der Geburt an. Das von Windpocken betroffene Kind stellt für Mutter und Geschwisterchen in diesem Fall keine Gefahr dar.
Schwieriger ist es, wenn die Mutter sich nicht sicher ist, ob sie die Windpocken bereits durchgemacht hat. In diesem Fall wird der Gynäkologe durch eine Blutuntersuchung die sogenannte  Varizellen-Titerbestimmung durchführen.
Die Bestimmung des Titers gibt Auskunft darüber, ob und wieviele Antikörper gegen den Windpockenerreger vorhanden sind. Antikörper sind vom Immunsystem gebildete Eiweißstoffe zur Bekämpfung von Krankheitserregern.
Bis das Ergebnis der Blutuntersuchung vorliegt, dauert es etwa einen Tag.
In unserem aktuellen Fall hatte die Mutter einen ausreichend hohen Schutztiter gegen den Windpockenerreger. So besteht keine Gefahr durch Windpocken für das reif geborene Baby, auf das ich mich übrigens schon sehr freue. Happy birthday, kleiner David !